Linkshändersense

Heutzutage stellt sich die Frage, warum hinter dieser Sense eine besondere Geschichte steht. Doch bis in die 1960er-Jahre wurden hierzulande Linkshänder*innen in der Schule angehalten, mit der "guten" rechten Hand schreiben zu lernen. Diese Tendenz setzte sich auch im Arbeitsleben fort. 
Am Stiel der Sense, dem "Sensenworb" – auch "Sensworf" genannt –, der aus Holz oder Metall gefertigt ist, sind zwei Griffe angebracht. Rechtshänder*innen machen den Mähschwung von rechts nach links, bei Linkshänder*innen ist dies umgekehrt. Die "Führungshand" hält dabei den Griff in der Mitte des Sensenworbs, die andere Hand den Griff am Ende desselben.

Die Sensenerzeugung begann im neu errichteten Werk am Übelbach im Ortszentrum von Deutschfeistritz im Jahre 1849. Bis zur Werksschließung im Jahre 1984 war dieser Betrieb jahrzehntelang Arbeitgeber für Schmiedearbeiter*innen. Den dumpfen Hammerschlag der beiden großen, von Wasserrädern betriebenen Schmiedehämmer konnte man bereits ab 4 Uhr früh hören. Aufgrund der hohen Qualität der hier geschmiedeten Sensen waren diese sehr begehrt und wurden auch in viele Länder exportiert. Laut den Archivaufzeichnungen wurden Linkshänder-Sensen in kleinen Mengen nur für den Schweizer Markt – für die Firma Sahli in Kronau, Kanton Zürich – hergestellt.

Das Schmieden einer Sense vom kleinen Stück Eisen, dem "Bröckl", mit rund 33 Arbeitsschritten zur fertigen Sense ist eine handwerkliche Meisterleistung. Das entsprechende handwerkliche Wissen wurde im Jahre 2014 in das österreichische Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen.