07 | 11 | 2023
Barbara Schönhart

Ein Bus auf Schiene: mit dem 64er über den Präbichl

Der Verein Erzbergbahn hat sich eine große Aufgabe gestellt. Die von der ÖBB nicht mehr genutzte Strecke von Vordernberg über den Präbichl nach Eisenerz soll nicht nur erhalten, sondern auch befahrbar bleiben. Darüber hinaus hat der Verein einiges vor. Steigen Sie ein und fahren Sie mit!

Die Bahn hatte für die Region rund um den Erzberg einst eine große Bedeutung. Der Transport von Erz war der Grund für den Bau der anspruchsvollen Strecke. 1891 wurde aufgrund des immensen Gefälles eine Zahnradbahn errichtet. Mit Gestank und Dampf fuhr die mit Kohle betriebene Lok bis 1978 den Berg hinauf. Das Erz brachte sie dann hinunter zu den Radwerken und Hochöfen in Vordernberg und Donawitz. Mit einer Steigung von 71 % ist die Strecke die steilste Gebirgsbahn (Normalspurbahn) Österreichs und mit dem Bahnhof Präbichl auf 1.204 m Seehöhe die höchstgelegenste!

Auch der Personenverkehr war möglich. Erst noch mit den Dampfloks und ab 1974 schließlich mit Dieselloks, den sogenannten ‚Schienenbussen‘ der Reihe 5081.500. Der 64er– wie einer der blauen Loks dieser Reihe liebevoll genannt wird – ist Teil des Projektes Wer bist du: Steiermark?.

Was dieses ‚Objekt‘ auszeichnet, ist die original erhaltene Substanz. Noch in Gebrauch stehende Fahrzeuge werden aus konservatorischen oder ästhetischen Gründen oft gänzlich neu lackiert und renoviert. Nicht so der 64er. Wer im Schienenbus Platz nimmt und schon vor Jahrzehnten mit den Zügen der ÖBB unterwegs war, findet sich in die eigene Vergangenheit zurückversetzt. Die originalen Aufkleber lassen schmunzeln. Die Sitzbezüge, der Bodenbelag und sogar die Vorhänge etc. sind noch vorhanden! Eine Raffinesse bieten die Sitze, aber das wird hier nicht verraten. Kommen Sie her und entdecken Sie dies bei einer der beeindruckenden Fahrten!

Die letzte Fahrt mit Erz war 1986 und 1988 wurde auch der Personenverkehr eingestellt. Glücklicherweise übernahm schon 1990 der Verein Erzbergbahn die Strecke und konnte später auch die Schienenbusse erwerben. Museumsbahnfahrten finden von Frühjahr bis in den Herbst hinein statt. Jeden Sonntag kann man an einer Planfahrt teilnehmen, es gibt Sonderfahrten für Groß und Klein und auch die Kombination mit einer Haulyfahrt am Erzberg wird vom Verein organisiert. Wer hier zu Besuch ist oder auch hier wohnt, sollte zumindest einmal mit dabei sein. Wer die Bahn schon kennt, hat jeden Grund, wiederzukommen.

Winfried Höpfl stellt sich für uns vor die Kamera. Im Hintergrund wird gerade alles für eine ‚Weinfahrt‘ vorbereitet und hier ist auch das Bahnhofsgebäude der Station ‚Vordernberg Markt‘ zu sehen, in dem sich ein kleines Museum befindet. Winfried erzählt uns von der Besonderheit der Strecke und des 64ers. Seien Sie gespannt auf das Video! Es wird Sie mit durchs Vordernbergtal nehmen, wenn es demnächst hier und auf unserem YouTube-Kanal erscheint.

 

Der Verein Erzbergbahn leistet Gewaltiges. Die Strecke steht unter Denkmalschutz. Dies bedeutet, dass neben dem ohnehin schon zeit- und kostenintensiven Erhalt der Gleise, der Brücken und Viadukte, der Stützmauern, der Bahnhöfe und des Betriebsgeländes in Vorderberg – dem sogenannten Heizhaus – zusätzliche Auflagen erfüllt werden müssen. Das kann nur mit unzähligen ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen gelingen, die Hunderte Arbeitsstunden leisten. Diese kommen sogar aus anderen Bundesländern, um an den Maschinen zu schrauben und Fahrten zu absolvieren. Nicht zu vergessen jene Personen, die für die Verköstigung sorgen. Bei der Endstation ‚Erzberg‘ gibt es neben Getränken immer auch warme Speisen und Kuchen. Wäre die Renovierung der Strecke bis Eisenerz finanzierbar, könnte die Fahrt ausgeweitet werden – aber das ist Zukunftsmusik. Der Verein gibt nicht auf: Die Gleise zum Bahnhof ‚Trofaiach‘ wurden gepachtet. Befahrbar sind sie derzeit nur für Betriebszwecke. Hier gibt es viel zu tun und einiges an Auflagen zu erfüllen, ehe an einen erweiterten Betrieb gedacht werden kann – aber zumindest werden die Gleise erhalten!

Das Interesse am Thema Eisenbahn ist ungebrochen – bei Jung und Alt! Sogar hauptberuflich tätige ‚Eisenbahner‘ verbringen hier ihre Freizeit. Es gibt noch viel zu tun. Als nächstes steht die Renovierung des Bahnhofs ‚Erzberg‘ an. Das Gebäude ist fantastisch, seine Substanz jedoch gefährdet. Vielleicht möchten Sie den Verein unterstützen? Gemeinschaft, Abenteuer und Bergluft – was braucht es mehr?! Tuff, tuff, tuff die Eisenbahn – wer will mit, der hängt sich an!