26 | 07 | 2023
Barbara Schönhart

Gut bewacht und stark verbunden

In der Ost- und Südoststeiermark begegnen uns zwei Wächter der besonderen Art. Im Museum in Hartberg stoßen wir auf einen römischen Grablöwen und im Museum im alten Zeughaus in Bad Radkersburg staunen wir über die Geschichte eines österreichischen Grenzbalkens.

Vom Museum im alten Zeughaus in Bad Radkersburg ist es nur ein Katzensprung zur österreichischen Staatsgrenze. Bei schönstem Wetter stehen wir auf der Friedensbrücke - meist Freundschaftsbrücke genannt - und blicken auf die Mur und auf das slowenische Gornja Radgona. Wären hier keine Grenzschilder zu sehen, könnte man glatt vergessen, dass dieser Fluss zwei Länder voneinander trennt. Der Blick schweift weiter zur österreichischen Grenzkontrollstelle. Zumindest aus der Ferne ist kein Grenzbalken zu erkennen. Naja, der zuletzt hier montierte wird ja auch im Museum aufbewahrt! Die Geschichte zu diesem Sammlungsobjekt erzählt uns die Museumsleiterin Mag.a Beatrix Vreča und ihre Kollegin Mag.a Mateja Močnik Nedok.

Unweigerlich stellt sich beim Zuhören die Frage, wie sich die hier lebenden Menschen fühlen, wenn offene Grenzen plötzlich wieder geschlossen werden. Die Grenzkontrollstelle wurde 2007 entfernt. Lange währte die freie Durchfahrt nicht, denn schon 2015 kam es zur Wiederaufnahme der Kontrollen. Dennoch scheint es hier mehr Verbindendes als Trennendes zu geben und die unzähligen Menschen, die mit uns die Brücke überqueren, geben Hoffnung, dass das auch so bleiben wird.

Wir sind zurück im Museum, das seit 1955 im ehemaligen Zeughaus der steirischen Landstände untergebracht ist. Die rote Fahne mit der Aufschrift Museum hebt sich deutlich von der grauen Fassade ab. Durch einen großen Torbogen gelangt man in den Innenhof mit seinen schönen Arkadengängen. Bereits hier beginnt die Ausstellung mit der Präsentation von Reproduktionen historischer Fotografien. Bei einem Rundgang durch die Innenräume des Gebäudes erwarten uns geschmackvoll gestaltete Ausstellungsräume. Wir tauchen ein in die Geschichte(n) der Region, beginnend bei den ersten Besiedelungsspuren. Bad Radkersburg als Handels- und Festungsstadt in Zeiten von Kriegen und Katastrophen wird ebenso thematisiert wie regionales Handwerk und Tourismus. Schauen Sie vorbei – es lohnt sich!

Fotos: UMJ/B. Schönhart

 

Unsere Reise führt uns weiter nach Hartberg. Je näher wir der Stadt kommen, umso mehr schwindet die Hoffnung, dass die Drohne fliegen kann. Ein Gewitter nähert sich. Wir werfen erst einen Blick ins Museum und fahren dann nach Löffelbach. Vielleicht haben wir ja Glück und es gehen sich noch ein paar Außenaufnahmen aus. Wer sich für die römische Besiedelung der Steiermark interessiert, sollte diesen magischen Ort unbedingt besuchen. Dr. Glehr zeigt uns die Ausgrabungsstätte der in den 1960er-Jahren freigelegten Villa Rustica. Die Grundmauern wurden wieder aufgebaut und die gepflegte Anlage kann jederzeit besichtigt werden. Wir fahren zurück ins Museum und lassen uns von Dr. Glehr die Geschichte des Grablöwen erzählen, der in der Nähe der Villa Rustica gefunden wurde.

Das Museum Hartberg wird von den ehrenamtlichen Mitgliedern des Historischen Vereins Hartberg betrieben – eine große Leistung! Stadtgeschichte wird großgeschrieben und wer möchte, kann der Jungsteinzeit ebenso nachspüren wie der jüngeren Vergangenheit der Region. Vieles lässt sich im sogenannten Steinpeißhaus, einem stattlichen ehemaligen Herrenhaus, entdecken. Auch der römische Grablöwe wird hier bewahrt, nachdem er viele Jahrzehnte den Stadtpark bewachte – diese Funktion hat nun eine originalgetreue Kopie übernommen. Überzeugen Sie sich selbst!

Fotos: UMJ/B. Schönhart