Kursbuch für Gefangenenwagen 

Das Kursbuch für Gefangenenwagen wurde 1944 von der Deutschen Reichsbahn herausgegeben. Darin sind sämtliche reguläre Zugverbindungen zum Zwecke des Transportes von Gefangenen im Deutschen Reich angeführt. 
Die militärische Bedeutung von Eisenbahnen war von Beginn an gegeben. Diese veränderte sich im Laufe der Zeit jedoch. Die ersten Eisenbahnen waren noch primär aus Handelsinteressen errichtet worden — und folgten gleichzeitig auch den militärstrategischen Richtungen. Der Eisenbahnbau wurde ab den 1860er-Jahren in die Strategien der Armeen eingebunden. Besonders im Zweiten Weltkrieg wurde die Eisenbahn entsprechend den Ideologien der NS-Machthaber instrumentalisiert. Menschen und Materialien wurden an die Fronten der jeweiligen Feldzüge befördert und darüber hinaus Millionen von Menschen als Kriegsgefangene oder zur Deportation.
In Zahlen: Mehr als 6.000.000 Personen wurden deportiert, davon rund 3.000.000 mit der Eisenbahn und davon wiederum rund 120.000 über den Semmering.

Im Kursbuch sind unter den Nummern 85, 85a, 85b, 85c Zugverbindungen von Dienstag bis Freitag auf der Strecke von Wien-Südbahnhof bis Klagenfurt beziehungsweise Wien-Südbahnhof bis Marburg/Maribor vermerkt. Alle diese Züge wurden über den Semmering geführt, mit fahrplanmäßigem Halt in Mürzzuschlag. Der Aufenthalt in Mürzzuschlag dauerte 6 beziehungsweise 10 Minuten.
Im Bereich der Eisenbahnwerkstätten (auf dem Areal des heutigen SÜBAHN Museums) waren Kriegsgefangene als Zwangsarbeiter zugeteilt.