Stammtischzeichen diverser Handwerker 

Ein Gasthaus, ein Stammtischzeichen und ein ganzes Dorf: Das hausförmige Stammtischzeichen mit verglastem Holzrahmen aus dem 19. Jahrhundert erzählt vom gemütlichen Zusammensein der Handwerker eines Dorfes im Ennstal. Was macht ein Zunftgenosse nach einem langen, mühseligen Arbeitstag am liebsten? Er lässt den Tag im Gasthaus bei einem Krug Bier, einer deftigen Mahlzeit und guter Gesellschaft ausklingen. Dabei setzt er sich natürlich an seinen Stammtisch, wo auch die anderen Zunftgenossen Platz genommen haben. Erkennen lässt sich der Stammtisch am besten durch Stammtischzeichen, die seit dem 16. Jahrhundert als Kennzeichen verwendet wurden. Damit es nicht zu Verwechslungen oder Streitereien zwischen den verschiedenen Zünften kam, hatte eigentlich jede Zunft ihr eigenes Zeichen. Nicht so jedoch im Ennstaler Gasthaus: Das Stammtischzeichen zeigt Gegenstände und Werkzeuge einer Vielzahl an Handwerksarten. Zu sehen sind eine Zugsäge, eine Umlenkrolle, eine Schere, eine Zange, ein Hufeisen, ein Schloss mit Schlüssel, ein Messer, ein Streicher, ein Stiefel, ein Ährenbündel, eine Brezel, ein goldenes Messer, ein Spinnrad, ein Rad zum Aufwickeln der Wolle, eine Maurerkelle, ein Amboss, zwei Nägel, ein Hobel, ein Eisstock, eine Keramikform und Spandosen. Hier saßen also zumindest Zimmerer, Schneider, Schmied, Hufschmied, Schlosser, Messerschmied, Schuster, Müller, Bäcker, Weber, Maurer, Tischler und Drechsler zusammen.

Das Objekt gibt Auskunft über die Vielfalt an Handwerksberufen bzw. Zünften im Ennstal. Leider ist der genaue Ort, in dem sich das Gasthaus bzw. Stammtischzeichen befunden hat, nicht bekannt. Dennoch zeigt es, welche wichtige Funktion dem Gasthaus als Versammlungsort für die geselligen Zusammenkünfte der Zünfte bzw. Dorfbewohner zukam. Gleichzeitig verweist es auf die Gegenwart und berichtet vom derzeitigen Aussterben der Handwerkskünste, aber auch der ländlichen Wirtshäuser.