Trenck-Becher

Was hat ein von einem preußischen Offizier während seiner Inhaftierung gravierter Zinnbecher mit der Steiermark zu tun? Ohne die finanziellen Mittel aus der Papierindustrie wäre der Becher wohl nie in die Steiermark gekommen und mit viel Glück fand er nach der Enteignung während des NS-Regimes seinen Weg hierher zurück.

Nach der teilweisen Restitution der Betriebe der Papierindustriellen wurde die ‚Trattenmühle‘ zum Hauptwohnort von Karl Ruhmann und seiner Gattin Katharina Ruhmann-Hofer. Hier wurden von der Ruhmann KG Wildon, die mehr als 100 Mitarbeiter*innen beschäftigte, bis 1975 Bieruntersetzer produziert und in die ganze Welt exportiert. Die Zinnsammlung wurde 1951 nahezu vollständig restituiert und nach dem Tod des Sammlers in einem 1988 eingerichteten Museum am Gelände der Trattenmühle ausgestellt.

Die abenteuerliche Lebensgeschichte des Freiherrn Friedrich von der Trenck (1727–1794) ist seit 1753 bis heute immer wieder ganz widersprüchlich erzählt, beschrieben und verfilmt worden. Ausgangspunkt waren meist Trencks eigene Schriften und Erzählungen.

Historisch gesichert ist, dass Trenck vom preußischen König von 1754 bis 1763 eingekerkert wurde und ihm das Schreiben verboten war. Man hat ihm jegliches Papier und Schreibzeug entzogen.

Unter elenden Bedingungen, angekettet und peinlich genau überwacht, memorierte Trenck zunächst möglichst vieles in seinem Gedächtnis, um nicht wahnsinnig zu werden. Brot und Wasser waren seine einzige Nahrung. Der zinnerne Wasserbecher dürfte Kratzer gehabt haben, die ihn vielleicht dazu angeregten, seine Gedanken mit einem Nagel einzuritzen. Aus ersten Kritzeleien wurden meisterhaft gravierte Zinnbecher, die sogleich sehr gesucht waren. Bis zu Trencks Freilassung im Jahr 1763 entstanden Dutzende solche Kunstwerke.

An der Unterseite des Bechers befindet sich eine Punze. Dr. Ruhmann interpretierte sie als K I K, was auf die Zinngießerfamilie Koepcke verweist. Sie war um 1750 in Magdeburg sehr bekannt und K. J. Koepcke wie Ernst Jacob Koepke haben zahlreihe Becher gegossen, von denen Trenck einige in seinem Verlies gravierte.