06 | 10 | 2022
Barbara Schönhart

Wer bist du: Zinnsammlung? - Was soll ich einreichen?

Ein wunderbarer Besuch bei einem begeisterten Museumsmitarbeiter in der Südsteiermark

Das Museumsforum besucht die Zinnsammlung Dr. Karl Ruhmann und hilft nicht nur beim Entdecken der spannendsten Geschichten in der Sammlung, sondern lernen auch eine interessante Firmengeschichte kennen.

Foto: UMJ/B. Schönhart

"Wie ich in die Steiermark komme? Ich wurde eingekauft", erzählt uns Elmar Schneider schmunzelnd und schließt die Tür zum Museum auf.

Wir sind nach Wildon gefahren, um uns eine einzigartige Sammlung anzusehen, die der leidenschaftliche Zinnsammler Dr. Karl Ruhmann (1897–1972) im 20. Jahrhundert geschaffen hat. Diese befindet sich am Gelände der sogenannten Trattenmühle, einer ehemaligen Kornmühle. Dieser Gutshof beherbergte bis 1975 auch eine Bierdeckelfabrik und diente Katharina Ruhmann-Hofer, der Witwe des Sammlers, bis zuletzt als Wohnsitz. Sie war es auch, die die Sammlung und die gesamte Anlage samt Firmenarchiv in eine Stiftung überführte.

Elmar Schneider, der eine angrenzende Fabrik leitete, führte ein Zufall auf das benachbarte Gut und seither besteht eine Verbindung zu diesem Ort, an dem er schließlich auch ansässig wurde. Heute führt der sympathische Vorarlberger interessierte Besucher*innen durchs Museum und erzählt von dessen Entstehung, der wechsel- und auch leidvollen Familiengeschichte der Ruhmanns und über deren Papierunternehmen, das den Aufbau einer so wertvollen Sammlung erst möglich machte.

"Suchen Sie sich etwas aus", war die Bitte, denn Herrn Schneider fällt es schwer, ein Objekt zur Einreichung für Wer bist du: Steiermark? auszuwählen. Die gesamte Sammlung ist interessant, aber maximal drei Objekte können eingereicht werden. Wir stehen vor den Vitrinen und schnell wird klar, dass es auch uns schwerfallen würde, einzelne Objekte auszuwählen.

Es gibt Zunftbecher und -flaschen in den interessantesten Formen. Teller mit Darstellungen von Königen, Kannen und Krüge aus diversen Städten Europas, Objekte mit hebräischen Inschriften, eine zinnbeschlagene Madonnenfigur aus Spanien und schließlich noch ein ganz besonderes Objekt: einen sogenannten Trenckbecher. Gleich zwei Krimis können zu diesem Objekt, das im Preußen des 18. Jahrhunderts entstanden ist, erzählt werden. Karl Ruhmann besaß einen zweiten Becher derselben Herkunft, der – so wird vermutet – als Pfand für die Restitution der Sammlung nach der Enteignung während des Zweiten Weltkrieges diente. Eine Geschichte für sich ist, wie dieser Becher entstand und wie die Lebensgeschichte des Namensgebers Friedrich von Trenck verlief.

Die Sammlung Ruhmann gilt als die größte private Zinnsammlung Europas und Dr. Karl Ruhmann wurde mit seiner Expertise geschätzt. Noch heute kommen internationale Fachleute nach Wildon und auch eine Tagung zu diesem Thema hat hier schon stattgefunden.

Ginge es hier nicht um die Zinnsammlung, wäre auch ein Bierdeckel ein spannendes Objekt für unser Projekt. Die bedruckten Pappdeckel wurden aufgrund ihrer hohen Qualität geschätzt und vermutlich ab den 1920er- bzw. frühen 1930er-Jahren von Wildon aus in die ganze Welt exportiert.

Adolf Ruhmann, der Großvater des Zinnsammlers, war ein Hadernhändler und Zulieferer für die Papierindustrie. Dank seiner Weitsichtigkeit brachte er es zum Fabrikanten und damit zu großem Wohlstand. Er führte ein patentiertes deutsches Verfahren in der Monarchie ein, wodurch die Herstellung von kostengünstigerem Papier rein aus Holz möglich wurde. Zuvor hat man noch Pflanzenfasern in den Papierbrei gemischt, bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestand er ausschließlich aus diesen, weshalb diese sogenannten Hadernpapiere auch teuer waren. Grundlage dafür waren u. a. textile Fasern aus abgetragenen Kleidungsstücken, also Lumpen.

Unternehmenseigene Holzschleifereien in den waldreichen Gegenden der Steiermark (z. B. Übelbach, St. Michael in Obersteiermark, Madstein im Liesingtal, Waldstein und Sukdull) und darüber hinaus lieferten den notwendigen Rohstoff u. a. an das Hauptwerk, die Papierfabrik in Guggenbach nahe Übelbach, nach Wildon und in weitere Fabriken.

Wir schauen auf die Uhr und sehen, dass wir zum eigentlichen Thema zurückkehren müssen. Letztendlich verbleiben wir so, dass Herr Schneider nach Objekten Ausschau hält, über deren Entstehung und Herkunft (Provenienz) möglichst viel bekannt ist und die idealerweise auch schon vor dem Eingang in die Sammlung Ruhmann mit der Steiermark in Verbindung standen. Wir bleiben jedenfalls in Kontakt und unterstützen Elmar Schneider bei der Einreichung und der Eingabe ins Onlineformular. Sollten auch Sie Unterstützung diesbezüglich benötigen, nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf. Wir freuen uns von Ihnen zu hören!

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